Logo

VON FRAUEN FÜR ALLE GEBAUT

Für alles gibt es ein erstes Mal. Margarete SchütteLihotzky (1897–2000) – spätere Namensgeberin des Modellprojekts „Frauen WerkStadt“ – hat als erste Frau in Österreich ein Architekturstudium abgeschlossen.
Sie wirkte an der Wiener Werkbundsiedlung mit als einzige Frau unter insgesamt 32 Baukünstlern. Ebenso wie SchütteLihotzky Vorbild und Wegbereiterin für viele jüngere Kolleginnen war, ist der „Margarete SchütteLihotzkyHof“ ein wichtiger Markstein im Wiener Wohnbaugeschehen des ausgehenden 20. Jahrhunderts. „Gesellschaftliche Widersprüche lassen sich nicht über Architektur, auch nicht über frauen gerechte Architektur, auflösen.

Dennoch lässt eine Ergänzung der Kriterien für zeitgenössischen Wohnbau durch die spezifischen Anforderungen aus der Sicht von Frauen eine Bereicherung der Wohnbaudiskussion erhoffen“, hielt die Architektin Elsa Prochazka damals fest. Sie und Gisela Podreka zeichnen für die von der Wohnbauvereinigung – damals der einzige gemeinnützige Wohnbauträger Österreichs, der in der Person von Elisabeth Weihsmann von einer Frau geleitet wurde – errichteten Bauteile verantwortlich.
Liselotte Peretti und Franziska Ullmann planten die unter der Bauherrschaft der Stadt Wien errichteten Bauabschnitte. Mit Maria Auböck als Landschaftsarchitektin und der Künstlerin Johanna Kandl war das planerisch und gestalterisch federführende Team komplett.

Wichtige der damals formulierten Anliegen wie Grundrisse mit nutzungsneutralen, gleichwertigen Räumen, natürlich belichtete Tiefgaragen und Stiegenhäuser, stufenlose, helle Eingangsbereiche, Gemeinschaftsdachterrassen, Fahrrad und Kinderwagenabstellplätze direkt beim Eingang, ansprechende, vielfältige Außenräume und vieles mehr sind seitdem Selbstverständlichkeiten im geförderten Wohnbau.

Ja, die Wohnbaudiskussion wurde durch das Engagement der damals beteiligten Frauen bereichert. Längst sind Aspekte wie die Alltagsgerechtigkeit einer Wohnanlage, die Aufenthaltsqualität in ihren öffentlichen und halböffentlichen Räumen und das subjektive Sicherheitsgefühl keine als spezifisch weiblich verbuchten Anliegen, sondern werden selbstredend auch von beauftragenden und planenden Männern eingefordert.
Frauen in führender Position sind zwar noch weiterhin auf Bauträger wie Architektenseite in der Minderheit, haben aber immerhin ihren Exotenstatus verloren.

Wer weiß, wie die Wohnbaulandschaft ohne FrauenWerk Stadt heute aussehen würde?